Newsletter Nr. 4, 2024, der Wirtschaftskammer Schweiz-Iran

von cmsadmin

Irans Präsidentschaftwahlen

Irans Präsidentschaftswahlen haben Massoud Peseschkian als Sieger hervorgebracht. Im Verlaufe des Wahlkampfes wurde er zunehmend zum Hoffnungsträger für Reformen. Der unterlegene Gegenkandidat, Said Djalili, verlor die Wahl in der zweiten Wahlrunde, obwohl er aufgrund des Ergebnisses der ersten Runde rein rechnerisch hätte siegen müssen. Aber eben: Mit dieser Perspektive liessen sich sehr viele anfänglich nicht Stimmende zum Gang an die Urne bewegen. Offensichtlich war das der Teil der Wählerschaft, der dem Prinzip „Hoffnung auf Reformen“ eine Chance geben wollte.
Das Wahlergebnis ist eine Überraschung, denn die konservativen Kreise verfügen über eine weitgehende Macht auch über demokratische Vorgänge in der Islamischen Republik. Die Wahl eines reformerischen Hoffnungsträgers erinnert an die überraschende Wahl des Reformers Khatami 1997. Später, nach acht Jahren Präsidentschaft Ahmadinejad, kam es 2013 mit der überwältigenden Wahl des sog. „Moderaten“ Hassan Rohani noch einmal zu einer Überraschung. Er siegte bereits im ersten Wahlgang gegen die Kandidaten des Machtkartells, den damaligen Teheraner Bürgermeister Baqer Qalibaf und den Nuklearverhandler Said Djalili.
Und weiter zur Erinnerung: Rohani gelang es dann, mit weitgehenden Konzessionen im Atomstreit den Nuklearvertrag zustande zu bringen und mit der schrittweisen Aufhebung von internationalen Sanktionen ab 2016 einen wahren Iran-„Boom“ auszulösen. Dieser Aufschwung in den Handelsbeziehungen Irans mit der Welt brach dann aber nach dem Rücktritt der USA aus den Vertragsverpflichtungen relativ rasch in sich zusammen. Die Folge war Irans Rückkehr zum weiteren Ausbau seiner Nuklearkapazitäten, neue Sanktionen und eine erneuerte internationale Isolation Irans.
Mit erstaunlichen Versprechungen hat Peseschkian im Wahlkampf neue Hoffnungen auf Reformen ausgelöst. Ob sich diese Hoffnungen verwirklichen und in einen neuen Aufschwung münden werden, ist jedoch ungewiss. Die ab 2016 versuchte Reintegration Irans in die Weltwirtschaft, dem Kernversprechen der Nuklearvertragspartner, beruhte seinerzeit auf Rohanis Konzessionen in der Nuklearfrage. Diese sind heute so weit von der Realität überholt, dass eine freiwillige Rückkehr Irans

Kurzbericht von der Generalversammlung und vom Dinner vom 25. April 2024

Die alljährliche Mitgliederversammlung und das anschliessende Dinner mit Referat und Diskussion vom 25. April 2024 haben den teilnehmenden Mitgliedern, letzteres auch den Gästen, sehr gut gefallen. So lauteten das spontane Echo und auch nachträgliche Reaktionen.
In seinem mündlichen Jahresbericht erläuterte der Kammerpräsident vorerst den Zusammenhang zwischen geopolitischen Entwicklungen und dem politischen Geschehen in und um Iran. Sodann analysierte er, dass die gegenwärtige Flaute im Iran-Geschäft nicht nur konjunkturell, sondern auch strukturell bedingt ist. Deshalb war die Kammer gezwungen darauf zu verzichten, Anlässe aufzugleisen, die keinem oder nur einem sehr geringen Interesse entsprochen hätten. Immerhin konnte die Kammer ihren Mitgliedern ein Veranstaltungsprogramm anbieten, das Interesse weckte. Dazu gehörte, anschliessend an die Mitgliederversammlung (GV 2023), das jährliche Dinner mit einem erstklassigen Referenten. Dann konnte die Kammer zum zweiten Mal zur Jahresveranstaltung der mit uns befreundeten Kammer Joint Chamber of Commerce, JCC, einladen, die unter dem Thema „The Greater Caspian Region and BRICS Enlargement“ stand und die mit einem Einführungsreferat unseres Präsidenten eröffnet wurde. Zu erwähnen ist auch ein Vortrag des Präsidenten im Rahmen der Iran-Ringvorlesung an der Zürcher Volkshochschule. Schliesslich erinnern wir hier auch die Reihe der Newsletter, die wir als Rückgrat des Vereinslebens konzipieren.
Ausserdem ist zu erwähnen, dass die Kammer Beziehungen mit den schweizerischen Behörden (EDA und SECO) sowie mit iranischen Stellen (Iranische Botschaft in Bern und indirekt Aussenministerium in Teheran) pflegt, die jederzeit auch für individuelle Bedürfnisse der Mitglieder genutzt werden können.
Aufgrund der erzwungenermassen reduzierten Aktivitäten hat die Versammlung auf Vorschlag des Vorstandes beschlossen, die Jahresgebühr einheitlich für beide Mitgliederkategorien auf CHF 250.- zu senken. Dies gilt bereits für 2024 und für 2025.
Die nächste Mitgliederversammlung („GV 2025“) findet am Donnerstag, 24. April 2025 in Zürich statt.
Das Dinner-Referat des Präsidenten und die rege genutzte Diskussion galten der von den BRICS-Staaten auch an Iran gerichteten Einladung, der Gruppe beizutreten.

Acht Sätze zu Irans Geschichte

Wir stellen immer wieder fest, dass Irans Geschichte sowohl bei „Eingeweihten“ wie auch bei Menschen, die sich erst seit kurzem mit dem Land befassen, grosse Faszination auslöst. Mit den folgenden acht Sätzen versuchen wir, Irans Platz in der Weltgeschichte zusammenzufassen.
Am Persischen Golf ist schon vor der frühen Antike Menschheitsgeschichte geschrieben worden.
Vor bald dreitausend Jahren hat sich persisches Hegemonialstreben vom Persischen Hochplateau herab bis an den Persischen Golf ausgedehnt und dieser bedeutenden Wasserfahrstrasse den Namen verliehen.
Über das Zweistromland Mesopotamien ist das Persische Reich bis ans östliche Mittelmeer vorgedrungen und hat auch die Geschichte der griechisch-römischen Antike während Jahrhunderten mitbestimmt.
Im Zeitalter der militärischen Ausdehnung des arabischen Islam in den Osten hat Persien dem Islam kulturelle Tiefe gegeben.
Angesichts des Aufstiegs des Osmanischen Reiches in Irans Nachbarschaft etablierte sich das Perserreich von Isfahan aus als regionale Grossmacht in dauernder Konkurrenz mit dem Sultan in Konstantinopel und verlieh dabei dem Schiismus zum ersten Mal dauerhaft eine Staatlichkeit, die seither die Region prägt.
Auch die aufsteigenden europäischen Kolonialmächte erkannten die strategische Bedeutung des Persischen Golfs und errichteten zur Sicherung ihrer Handelswege Festungen in der Region, als Erste die Portugiesen in Hormus.
Die Entdeckung von Ölfeldern am Persischen Golf zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog die Briten an, die nun auch in dieser Region ihre koloniale Hegemonialmacht errichteten.
Schliesslich verursachte die Islamische Revolution in Iran ein bleibendes regionales „renversement des alliances“, veränderte die strategischen Machtverhältnisse von Grund auf und wurde zum Anlass für den von Irak ausgelösten zerstörerischen achtjährigen Golfkrieg, dessen Spuren in Khorramshahr authentisch zu sehen sind.
Wir verbinden diese knappe historische Skizze mit dem Hinweis, dass die mit der Wirtschaftskammer freundschaftlich verbundene Reiseagentur Riahi Travel für den kommenden Februar eine begleitete Reise anbietet, die dem hier angedeuteten „roten Faden“ der 3000-jährigen Konfliktgeschichte am Persischen Golf nachgeht, indem sie Interessierte an die erwähnten Orte und Gegenden führt. Mehr darüber bei info@riahi-travel.ch

Nun wünschen wir Ihnen einen guten Sommer, melden uns im September mit dem nächsten Newsletter und freuen uns, wenn Sie inzwischen in Ihrer Agenda 2025 das Datum der nächsten Mitgliederversammlung (GV 2025), den Donnerstag, 24. April 2025, vormerken.

WIRTSCHAFTSKAMMER SCHWEIZ-IRAN

Philippe Welti, Präsident

Erreichbarkeit des Ortes der GV und des Dinners
ab Hauptbahnhof Zürich mit öffentlichem Verkehr (Tram) in drei Minuten bis Paradeplatz, dann zu Fuss in vier Minuten via In Gassen – Schlüsselgasse zur St. Peterhofstatt hinauf.