Newsletter Nr. 1, 2023, der Wirtschaftskammer Schweiz-Iran

Das Jahr 2022 hat drei Entwicklungen in und um Iran gebracht oder verstärkt, die nach Ansicht der Wirtschaftskammer den Handel mit Iran weiter erschweren werden. Zum einen hat sich Iran im Ukrainekrieg als eines von nur wenigen Ländern auf die Seite des Aggressors Russland geschlagen und ihn sogar mit Waffen beliefert. Es ist nicht ersichtlich, welchen strategischen oder politischen Vorteil die Islamische Republik für sich selber aus dieser Parteinahme ziehen soll. Die arabischen Staaten der Golfregion beobachten mit graduellen Nuancen eine Art Äquidistanz oder „Neutralität“ zum Ukrainekrieg und unterstreichen nun auch in dieser Hinsicht ihre Abgrenzung zu Iran. Irans Position hebt sich auch ab von der des globalen Südens. Dieser bringt zum Ausdruck: „das ist nicht unser Krieg“. Mit Irans Parteinahme zugunsten Russlands sind diese zwei Staaten nun gebündelt im stärksten Fokus der internationalen Sanktionen. Dieser Aspekt macht es für jeden Geschäftsverkehr mit dem einen oder dem anderen erst recht erforderlich, der üblichen kommerziellen „Due Diligence“-Prüfung eine geopolitische „Due Diligence“ vorauszuschicken.

Zum zweiten ist auch die letzte, vom vergangenen Sommer stammende Hoffnung auf eine Wiederbelebung des 2018 vom damaligen US-Präsidenten Trump torpedierten Nuklearabkommens (Joint Comprehensive Plan of Action, JCPOA) hinfällig geworden. Es gibt unter geostrategischen Analysten keinen, der dem Nuklearvertrag noch eine Chance gibt. Die iranische Führung hat aus dem Scheitern des Nuklearvertrags die unausweichliche Konsequenz gezogen, ihrerseits mit dem JCPOA eingegangene Verpflichtungen als obsolet zu betrachten und ihre eigene nukleare Technologieentwicklung voranzutreiben. Nach unbestätigten Berichten und Analysen ist Iran mit seiner Urananreicherung heute schon oder bald in der Lage, waffenfähiges Uran herzustellen. Das ist noch keine Nuklearwaffe, aber der entscheidende Schritte dazu, wobei die iranische Führung noch nie offiziell erklärt hat, eine solche anzustreben. Es ist klar, dass ein nuklearer Iran die regionale Machtverteilung wesentlich verändern wird, mit noch weniger berechenbaren globalen Folgen.

Schliesslich vermitteln die seit vergangenem Herbst stattfindenden öffentlichen Demonstrationen unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ und die staatlichen Reaktionen darauf das Bild einer revolutionären Lage im Lande. Dieses Bild darf aber nicht dazu verleiten, einen imminenten Umsturz zu erwarten. Eine geführte, strukturierte und mit eigenen physischen Kampfmitteln ausgerüstete Opposition gegen das System der Islamischen Republik fehlt gänzlich. Die Demonstrationen mögen frühere Phasen der öffentlichen Empörung und Ablehnung der Staatsmacht überbieten, ein tatsächlicher Umsturz ist im Moment jedoch nicht zu erwarten. Für den wirtschaftlichen Austausch mit Partnern oder Kunden in Iran bestehen erhöhte Reputationsrisiken für schweizerische Exporteure. Die Suche nach geschäftlichen Alternativen in der Region wird damit zu einer wichtiger werdenden Empfehlung.

Die Kammer war letztes Jahr (am 11.10.2022) an einem Anlass der Partnerkammer Joint Chamber of Commerce Switzerland-Eastern Europe, Central Asia, South Caucasus (JCC), beteiligt, der auf die „Greater Caspian Region“ fokussiert war und den Titel “The Greater Caspian Region – A Corridor for Energy, Logistics and Trade Flows” trug.

Unsere Mitglieder erhielten eine Einladung zur Veranstaltung. Im Zentrum des Anlasses stand der Handelskorridor, der sich aus dem Raum der zentralasiatischen Republiken über Kasachstan und Turkmenistan, das Kaspische Meer und dann Aserbaidschan und Georgien im Südkaukasus bis in die Türkei erstreckt und damit eine Verbindung zwischen China und Europa herstellt. Die Teilnehmer zeigten sich sehr befriedigt von der Veranstaltung. Sie finden den Bericht über die Konferenz vom 11. Oktober 2022 mit den einzelnen Präsentationen unter dem Link:

https://jointchambers.ch/jcc-events/greater-caspian-region-forum/

Wir können nach dem Austausch an jener Konferenz nur empfehlen, dass die bisher am IranGeschäft interessierten Unternehmen mit gleicher Blickrichtung den Blickwinkel ausweiten und nach Geschäftsmöglichkeiten Ausschau halten, die weder den Russland-Sanktionen noch den Iran-Sanktionen unterliegen. Der erwähnte Handelskorridor führt präzis zwischen den akuten Konflikträumen Russland/Ukraine und Iran hindurch und an diesen vorbei. Zentralasien bleibt als Exportregion ein schwergewichtiger Lieferant von Energieträgern und anderen Rohstoffen und damit auch zahlungsfähig für den benötigten Import von Investitionsgütern. Die Transportwege und -mittel sind in stetigem Ausbau begriffen.

Die Exportpromotions-Organisation Switzerland – Global Enterprise, S-GE, führt ihr  jährliches Aussenwirtschaftsforum am 26. April 2023 in Lausanne durch.
Das Thema lautet:

„Neuordnung der Handelsströme: Chaos oder Chance ?“
„Réorganisation des flux commerciaux: chaos ou opportunité ?

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Sylvain Jaccard, Geschäftsführer der Aussenwirtschafts-Community
sjaccard@s-ge.com Direct +41 21 545 94 90 – Mobile:+41 79 440 67 26

Im Weiteren erinnern wir Sie an das Datum, das die letztjährige Generalversammlung für die nächste GV beschlossen hat, pro memoria und als save-the-date:

Mitgliederversammlung (GV) am 4. Mai 2023 in Zürich

Die Einladung mit den Traktanden und dem Zusatzprogramm erhalten Sie mit dem nächsten
Newsletter.

Schliesslich erinnern wir unsere Leser, die noch nicht Mitglied unserer Kammer sind, an unser letztjähriges Angebot. Wer mit der Einzahlung des Jahresbeitrags für 2023 Mitglied wird, erhält als Willkommensgeschenk das prachtvolle Buch Persian Nights über die schönsten Boutique-Hotels in Iran von Thomas Wegmann, das wir unseren Mitgliedern als Jahresend-Gabe 2021 überreicht haben. Beachten Sie dazu den Anhang. Wir werden uns gestatten, die demnächst zum Versand gelangenden Beitragsrechnungen unverbindlich auch unseren Interessenten zuzustellen.

Wir freuen uns, Sie am 4. Mai 2023 wieder zu sehen und grüssen Sie recht freundlich,

WIRTSCHAFTSKAMMER SCHWEIZ-IRAN

Philippe Welti, Präsident

Anhang: Der Prospekt zum Buch „Persian Nights“ von Thomas Wegmann, das allen Mitgliedern der Wirtschaftskammer als Jahresend-Gabe 2021 offeriert wurde und nun raschentschlossenen Neumitgliedern ebenfalls überreicht wird.